Warum ist Resilienz für Teams besonders wichtig?
- Jürg Haefliger
- 23. Feb. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Resilienz beschreibt die Fähigkeit von Individuen, Gruppen oder Organisationen, schwierige Situationen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. In Bezug auf Teams bedeutet dies, dass sie in der Lage sind, Herausforderungen und Rückschläge zu bewältigen, ohne dabei ihre Leistungsfähigkeit oder Motivation zu verlieren. Sie können Konflikte konstruktiv aufarbeiten und produktive Arbeitsbeziehungen aufrechterhalten. Resilienz ist daher ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Teams und Organisationen, insbesondere in Zeiten von Veränderungen und Unsicherheit.
Teamresilienz: Kompetenzen und Entwicklungsprozess
Ob Projektteam, festes Arbeitsteam, virtuelles oder agiles Team: ein gewisses Ausmass an Resilienz ist für alle Arten von Teams wichtig, weil sie oft mit komplexen Themen und sich schnell verändernden Arbeitsumgebungen und Ressourcensituationen konfrontiert werden. Durch die aktive Weiterentwicklung von Resilienz können Teams ihre Fähigkeit verbessern, Herausforderungen zu meistern und ihre Ziele zu erreichen. Dies kann auch dazu beitragen, das Engagement und die Zufriedenheit der Teammitglieder zu erhöhen und das Risiko von Burnout zu verringern.
Wie auch auf individueller bzw. persönlicher Ebene kann Resilienz als Eigenschaft angesehen werden, die jedes Team in sehr unterschiedlicher Ausprägung besitzt. Für alle Teammitglieder ist es wichtig zu verstehen, auf welchem Level sie sich diesbezüglich bewegen und in welche Richtung sie sich als Team entwickeln wollen.
Der anspruchsvolle Prozess der Resilienz-Entwicklung erfordert in klassischen wie auch in agilen Organisationen genügend Zeit und Aufmerksamkeit der Führungskräfte und Teammitglieder. Zudem sollten - wie bei jeder Teamentwicklung auch - die Teamgrösse, Art und Dauer der Stressbelastung sowie die konkreten Teamziele berücksichtigt werden.
Hier einige Möglichkeiten, um die Resilienz eines Teams zu fördern:
Die Unterstützung einer offenen Kommunikation und konstruktives Feedback zu Erfolgen, Fehlern und Lernmöglichkeiten
Die Erfahrung von Teamwirksamkeit ermöglichen, die nicht mit der Selbstwirksamkeit von Individuen verwechselt werden darf
Die Entwicklung von Fähigkeiten zur Konflikt- und Problemlösung sowie zur gemeinsamen Entscheidungsfindung
Die Schaffung eines emotional positiven Arbeitsumfelds, das Unterstützung und Wertschätzung fördert
Die Betonung von Selbstfürsorge und Erholungsphasen für alle Teammitglieder
Die Bereitstellung von Schulungen und Ressourcen zur Förderung von Resilienz, Stressbewältigung und Selbstführung.
Die meisten der hier erwähnten Kompetenzen und Massnahmen nehmen in der agilen Führung eine zentrale Rolle ein. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu verstehen, dass ein agiles Team nicht ‘automatisch’ auch resilient sein muss. Es lohnt sich, die beiden Themen – Agilität und Resilienz – bei der Teamentwicklung zu verbinden. Allerdings muss bei der Reihenfolge und Gewichtung dieser Themen auf den konkreten Zustand des Teams und seinen organisationalen Kontext Rücksicht genommen werden.
Welche Eigenschaften haben resiliente Teams?
1. Bessere Problemlösung Ein resilientes Team kann besser mit unerwarteten Schwierigkeiten umgehen, die während der Arbeit oder in Projekten auftreten. Die Mitglieder des Teams können schneller Lösungen finden und sich konstruktiv an neue Situationen anpassen.
2. Stärkere Zusammenarbeit
Wenn ein Team in der Lage ist, konstruktiv auf unerwartete Ereignisse zu reagieren, kann dies dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischen den Team-Mitgliedern auch in kritischen Situationen aufrecht zu erhalten oder sogar zu verstärken. Im Gegensatz dazu wird bei weniger resilienten Teams in Belastungssituationen häufig eine Isolation der Mitglieder und Reduktion der Zusammenarbeit beobachtet.
3. Höhere Motivation
Ein resilientes Team kann seine Motivation aufrechterhalten, auch wenn es schwierige Zeiten durchmacht. Die Mitglieder des Teams unterstützen sich gegenseitig und betonen die gemeinsamen Ziele. Durch diese Verbundenheit werden emotionale und fachliche Ressourcen aktiviert.
4. Steigerung der Leistung Sogenannte Hochleistungsteams zeichnen sich häufig auch durch ihre ausgeprägte Resilienz aus. In Belastungssituationen können sie ihre Ressourcen schnell aktivieren: Konzentration, Kooperation und Problemlösungsfähigkeit werden hochgefahren. Dies kann dazu beitragen, dass das Team seine Ziele auch in schwierigen Situationen erreicht und manchmal sogar bessere Ergebnisse erzielt.
Für Teams und die Kooperationskultur insgesamt ist es wichtig, dass die Förderung von Resilienz nicht nur als ein weiterer Leistungstreiber zum einseitigen Nutzen der Organisation verstanden wird. In solchen Fällen fühlen sich die Teammitglieder manipuliert bzw. ausgenützt und reagieren mit Vertrauensentzug, Rückzug und Widerstand.
Das Thema ‘resiliente Teams’ wird in vielen Bereichen der Organisations- und Arbeitspsychologie sowie in anderen Disziplinen wie der Soziologie und der Managementtheorie intensiv diskutiert. Hier nur einige Beispiele von Autoren, die in meiner Arbeit mit Teams hilfreich waren:
Oliver Haas, Brigitte Huemer, Ingrid Preissegger Resilienz in Organisationen. Erfolgskriterien erkennen und Transformationsprozesse gestalten. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2022
Monique F. Crane Managing for Resilience - A Practical Guide for Employee Wellbeing and Organizational Performance. Routledge, London 2017
Adam C. Stoverink, Bradley L. Kirkman, Sal Mistry, Benson Rosen Bouncing Back Together: Toward a Theoretical Model of Work Team Resilience Academy of Management Review, Vol. 45, No. 2. Briarcliff Manor 2020